Jahre 1928 bis 1932

1928

Die Freiwillige Feuerwehr Lindau (FFW Lindau) wurde am 28. April gegründet. Zum Kommandanten wählte man Ignaz Schmid, Schreinermeister aus Lindau und zum Vorstand Matthias Weber, den Müller der Ginghartinger Mühle.

Zeitungsausschnitt aus dem „Grafenauer Anzeiger” vom 4. Mai 1928.

Nach der Gründung kaufte die Wehr aus dem Erlös von Sammelgeldern, die von den Bewohnern Lindaus und dem Umkreis gespendet wurden, ein Handlöschfahrzeug mit Schläuchen. Zugleich errichtete sie ein Holzgerätehaus, wofür Michael Heininger von Lindau das Grundstück zur Verfügung stellte. Das Gelände für den Löschweiher stiftete der Vereinswirt Markus Heininger.

Die Gemeinde Thurmansbang lehnte damals jegliche Unterstützung ab.

Auszug aus dem Sitzungsprotokoll des Gemeinderats Thurmansbang vom 6. Mai 1928:

„Der Gemeinderat verneint entschieden das Bedürfnis, daß in Lindau eine eigene Feuerwehr entstehe. Es befremdet sehr, dass der Bezirksfeuerwehrvertreter ohne im Geringsten mit der Gemeinde sich Verbindung zu setzen als offizieller Feuerwehrgründer aufspielt. Der Gemeinderat ist der begründeten Ansicht, daß drei kleine Wehren in der Gemeinde einen Rückschritt in der Leistungsfähigkeit derselben bedeuten. Die Gemeinde übernimmt die zu erwartenden hohen Kosten der Wehr nicht. Die vorhandene alte Spritze ist seit etwa 27 Jahren nicht mehr in Gebrauche, ist also z. Zt. fast unbrauchbar. Ihre Instandsetzung kostet viel Geld u. dann ist nur ein kleines, wenig leistungsfähiges Löschgerät vorhanden.”

Zu den Gründungsmitgliedern …

Leider exisistiert von der FFW Lindau kein Foto aus der Gründungszeit.
Drei Mitglieder sind auf dem obigen Gruppenbild der FFW Thurmansbang abgebildet:
Ignaz Schmid (2. v. l.), Matthias Wolf (3. v. l.) und Karl Kufner (2. v. r.).
Weiter auf dem Bild: Josef Wolf (6. v. r.) und Anton Murr sen. (3. v. r.), beide aus Gingharting.
Die Aufnahme entstand um 1925 in Ranfels.
Zeitungsausschnitt aus dem „Grafenauer Anzeiger” vom 28. Juli 1928.

Der erste Brandeinsatz der neuen Wehr dürfte wohl der Brand in Zenting in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember gewesen sein, bei dem das Anwesen des Landwirts und Autospediteurs Martin Schuh vollständig nieder brannte. Die Nachbaranwesen konnten durch das rasche Eingreifen der erschienenen Feuerwehren gerettet werden. Die Brandursache war unbekannt.

Zur Verbesserung der finanziellen Situation des Vereins wurde ein Jahresbeitrag in Höhe von einer Reichsmark pro Mitglied eingeführt. Dieser wurde bis zum Jahr 1942 erhoben.

Die erste Vereinsausgabe war der Kauf von Büchern für 18,75 RM (Protokoll, Stammliste, Kassabuch, usw.).

Auszug aus dem ersten Kassenbuch von 1928.
Zeitungsausschnitt aus dem „Grafenauer Anzeiger” vom 9. Juli 1928.

1929

Der Versuch des Bezirksfeuerwehr-Vertreters Albert Lang, die FFW Lindau trotz der ablehnenden Haltung der Gemeinde Thurmansbang beim Bayerischen Landes-Feuerwehr-Verband anzumelden, scheiterte, da der Vorfall bis zum Landesbranddirektor Adolf Ecker in München gelangte, welcher wiederum die Gemeinde Thurmansbang befragte.

Anmeldung zum Bayerischen Landes-Feuerwehr-Verband.

Zwei Wochen nach einem Brand in Thurmansbang, bei dem die Gebäude des Gasthofes Maier völlig zerstört wurden, erhielt die FFW Lindau die alte Spritze der FFW Thurmansbang. Es handelte sich hierbei um eine Handdruckspritze der Firma Georg Stieber aus Nürnberg, Baujahr 1874, welche bis 1961 im Einsatz blieb.

Erste Feuerlöschmaschine der Wehr (ähnliche Abbildung).

Auszug aus dem Sitzungsprotokoll des Gemeinderats Thurmansbang vom 16. Juni 1929:

„Die aus dem Jahr 1874 stammende alte, fahrbare Spritze wird der Feuerwehr Lindau zur Verfügung gestellt. Schläuche u. a. Zubehörteile werden nicht mitgegeben, da keine vorrätig sind. An etwaigen Reparaturkosten würde nichts bezahlt; ebenso wird kein Zuschuß der Gemeinde bezahlt.”

1930

Ignaz Schmid erlitt Anfang des Jahres einen Unfall. Deshalb wurde am 19. Januar der Zimmerer Xaver Oswald aus Stieglreuth zum Kommandanten ernannt.

Kommandant Xaver Oswald aus Stieglreuth.

Vom 24. bis 26. März nahm Xaver Oswald an einem Feuerwehrführer-Ausbildungskurs in Regen teil. Gemäß der „Zeitung für Feuerlöschwesen” vom April 1930 war dieser  Kurs Pflicht für alle Kommandanten. Neben einigen wenigen praktischen Übungen lag das Hauptgewicht auf der theoretischen Ausbildung, sowohl im vorbeugenden als auch im bekämpfenden Brandschutz und auf der Gerätekunde. Der Lehrgang hatte den Zweck, tüchtige Führer heranzubilden, die ihren Aufgaben gewachsen waren und in ihre Feuerwehren den Geist der Disziplin und Manneszucht hineintrugen, zum Vorbild für die Jugend, der die militärische Ausbildung fehlte. Der Kurs kostete 22 RM und wurde von der Regierung mit 16 RM bezuschusst.

Am 15. Juni nahm die Freiwillige Feuerwehr Lindau neben 24 anderen Vereinen an der Feier des Veteranen- und Kriegervereins Thurmansbang anlässlich des 75-jährigen Bestehens teil.

Im Herbst wurde die alte, fahrbare Spritze für 20 RM repariert.

Näheres zum Gründer Ignaz Schmid …

Ignaz Schmid mit Frau Maria und den Töchtern
Maria (links) und Johanna am Dorfanger in Lindau
um 1920.
Im Hintergrund ist das spätere Kieninger-Haus zu sehen.

1931

Ein Brand vernichtete am 24. Februar das Anwesen des Gütlers Ludwig Maier in Traxenberg. Die FFW Lindau beteiligte sich mit ihrer fahrbaren Spritze, die von den Pferden des Müllers Matthias Weber gezogen wurde, an den Löscharbeiten.

Eine Spende der Innstadt-Brauerei Passau am 10. April in Höhe von 30 RM konnte einen Teil der Kosten für den Kauf von Saugschläuchen, die insgesamt rund 70 RM gekostet hatten, decken.

Am 2. Juli nahm die FFW Lindau an der Primizfeier von Franz Josef Mandlmeier aus Rabenstein teil. Die Festpredigt hielt der Stadtpfarrer von Pfarrkirchen Franz Josef Mauerer. Er war bis dahin der letzte Primiziant der Pfarrei Thurmansbang und der einzige Pfarrer, den Lindau je hervorbrachte.