Jahre 1933 bis 1945

1933

Mit einem großen Festzug wurde in Thurmansbang am 1. Juli der Einzug des neuen Pfarrers Joseph Straubinger gefeiert, an dem die FFW Lindau teilnahm. Straubinger war bisher Kooperator in Simbach, Passau-Ilzstadt und Passau-St. Paul gewesen.

Weitere Versuche der Freiwilligen Feuerwehr Lindau, endlich von der Gemeinde Thurmansbang anerkannt zu werden, schlugen fehl.

Auszug aus dem Sitzungsprotokoll des Gemeinderats Thurmansbang vom 20. August 1933:

„Unter Berufung auf frühere ablehnende Beschlüsse wird der Antrag auf Übernahme der Feuerwehr Lindau auch heute abgelehnt. Die Gemeinde ist auch heute nicht finanziell dazu imstande, die Wehr zu übernehmen.”

Auszug aus dem Sitzungsprotokoll des Gemeinderats Thurmansbang vom 7. Oktober 1933:

„Der Beschluß vom 20. 8. 33 wird übernommen.”

1934

Die FFW Lindau wurde endlich von der Gemeinde Thurmansbang anerkannt.

Auszug aus dem Sitzungsprotokoll des Gemeinderats Thurmansbang vom 4. Februar 1934:

„Die Feuerwehr Lindau wird von der Gemeinde anerkannt.”

Bereits in den Gründungsjahren wurden regelmäßige Feuerwehrübungen abgehalten, wie der Übungsplan aus dem Jahr 1934, aufgeschrieben von Kassier und Schriftführer Franz Bieber, zeigt.

Handschriftliche Aufzeichnungen von Franz Bieber aus Eizersdorf.

Übungen waren angesetzt am 22. April, 13. Mai,  10. Juni, 1. Juli, 2. und 23. September.

1935

Am Abend des 7. Februar brannten die Scheune und der Schuppen des Landwirts Ortner in Grausensdorf nieder.

Zeitungsausschnitt aus dem „Grafenauer Anzeiger” vom 10. Februar 1935.

Seit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 kehrte bei den Feuerwehren ein neuer Ton ein, sie mussten sich immer mehr der herrschenden politischen Strömung angleichen. Die Anordnungen wurden immer straffer, das Vereinsprinzip zwar vorerst noch beibehalten, die Führungskräfte aber nicht mehr gewählt, sondern ernannt. Am 30. November wurde vom Landesbranddirektor Adolf Ecker angeordnet, dass ab dem 1. Januar 1936 alle innerhalb eines Gemeindegebiets bestehenden selbständigen freiwilligen Ortsfeuerwehren als Abteilung der Feuerwehr zugeteilt wurden, die den Namen der politischen Gemeinde trug.

Titelseite der „Zeitung für Feuerlöschwesen” vom
1. Dezember 1935.

1936

Zum 1. Januar wurden die drei ehemals selbständigen Feuerwehren in der Gemeinde (Thurmansbang, Thannberg und Lindau) zu einer Feuerwehr, die sich „Freiwillige Feuerwehr Thurmannsbang” nannte, zusammengeschlossen. Die Vorstände, Schriftführer und Kassiere der Wehren Thannberg und Lindau schieden aus ihren Ämtern aus, die Kommandanten waren fortan Abteilungs- bzw. Kompanieführer. Kommandant der gemeinsamen Feuerwehr wurde Otto Herrnbeck aus Thurmansbang. Die FFW Lindau wurde nunmehr als Kompanie der FFW Thurmansbang geführt.

Gesuch um Eingliederung der Ortsfeuerwehren
Lindau und Thannberg in die FFW Thurmansbang.

Auch die Wehr Lindau unterstützte das Winterhilfswerk (WHW). Durch diese Nothilfeaktion sollten schnell sichtbare Erfolge bei der Bekämpfung der Folgen der Arbeitslosigkeit und Armut erzielt werden. Die Sammlungen, insbesondere in den Wintermonaten, dauerten bis zum Jahr 1939 an.

1938

Ende des Jahres wurde das Feuerlöschgesetz verkündet. Die Freiwilligen Feuerwehren wurden als Polizeihilfstruppen, die Berufsfeuerwehren als Feuerschutzpolizei in die Polizei eingegliedert.

1939

Die Ansichtskarte zeigt den Ort Lindau kurz vor Beginn des II. Weltkriegs. In der Bildmitte ist zu erkennen, dass auch damals schon die Tradition des Maibaumaufstellens gepflegt wurde.

Das kleine Bild zeigt die Ortsmitte mit dem mächtigen Kastanienbaum vor der Lebensmittelhandlung Feuchtinger.

Lindau im Jahr 1939.

1940

Am 9. September brannte das Anwesen Braumandl in Haundorf; der Stadel und der Ochsenstall wurden ein Opfer der Flammen, das Wohngebäude leicht beschädigt.

Aufgrund der Tatsache, dass bei dem Brand Löschwasserknappheit herrschte, stellte man  noch im selben Jahr einen Antrag auf Bezuschussung eines Löschweihers, welcher aber nie realisiert wurde.

Monatsbericht des Kreisführers der freiwilligen
Feuerwehren im Landkreis Grafenau vom
2. Oktober 1940.

1944

Eine Holzwarenversteigerung in Entschenreuth brachte 50 RM, eine in Lindau 108 RM in die Feuerwehrkasse

Jahre 1928 bis 1932

1928

Die Freiwillige Feuerwehr Lindau (FFW Lindau) wurde am 28. April gegründet. Zum Kommandanten wählte man Ignaz Schmid, Schreinermeister aus Lindau und zum Vorstand Matthias Weber, den Müller der Ginghartinger Mühle.

Zeitungsausschnitt aus dem „Grafenauer Anzeiger” vom 4. Mai 1928.

Nach der Gründung kaufte die Wehr aus dem Erlös von Sammelgeldern, die von den Bewohnern Lindaus und dem Umkreis gespendet wurden, ein Handlöschfahrzeug mit Schläuchen. Zugleich errichtete sie ein Holzgerätehaus, wofür Michael Heininger von Lindau das Grundstück zur Verfügung stellte. Das Gelände für den Löschweiher stiftete der Vereinswirt Markus Heininger.

Die Gemeinde Thurmansbang lehnte damals jegliche Unterstützung ab.

Auszug aus dem Sitzungsprotokoll des Gemeinderats Thurmansbang vom 6. Mai 1928:

„Der Gemeinderat verneint entschieden das Bedürfnis, daß in Lindau eine eigene Feuerwehr entstehe. Es befremdet sehr, dass der Bezirksfeuerwehrvertreter ohne im Geringsten mit der Gemeinde sich Verbindung zu setzen als offizieller Feuerwehrgründer aufspielt. Der Gemeinderat ist der begründeten Ansicht, daß drei kleine Wehren in der Gemeinde einen Rückschritt in der Leistungsfähigkeit derselben bedeuten. Die Gemeinde übernimmt die zu erwartenden hohen Kosten der Wehr nicht. Die vorhandene alte Spritze ist seit etwa 27 Jahren nicht mehr in Gebrauche, ist also z. Zt. fast unbrauchbar. Ihre Instandsetzung kostet viel Geld u. dann ist nur ein kleines, wenig leistungsfähiges Löschgerät vorhanden.”

Zu den Gründungsmitgliedern …

Leider exisistiert von der FFW Lindau kein Foto aus der Gründungszeit.
Drei Mitglieder sind auf dem obigen Gruppenbild der FFW Thurmansbang abgebildet:
Ignaz Schmid (2. v. l.), Matthias Wolf (3. v. l.) und Karl Kufner (2. v. r.).
Weiter auf dem Bild: Josef Wolf (6. v. r.) und Anton Murr sen. (3. v. r.), beide aus Gingharting.
Die Aufnahme entstand um 1925 in Ranfels.
Zeitungsausschnitt aus dem „Grafenauer Anzeiger” vom 28. Juli 1928.

Der erste Brandeinsatz der neuen Wehr dürfte wohl der Brand in Zenting in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember gewesen sein, bei dem das Anwesen des Landwirts und Autospediteurs Martin Schuh vollständig nieder brannte. Die Nachbaranwesen konnten durch das rasche Eingreifen der erschienenen Feuerwehren gerettet werden. Die Brandursache war unbekannt.

Zur Verbesserung der finanziellen Situation des Vereins wurde ein Jahresbeitrag in Höhe von einer Reichsmark pro Mitglied eingeführt. Dieser wurde bis zum Jahr 1942 erhoben.

Die erste Vereinsausgabe war der Kauf von Büchern für 18,75 RM (Protokoll, Stammliste, Kassabuch, usw.).

Auszug aus dem ersten Kassenbuch von 1928.
Zeitungsausschnitt aus dem „Grafenauer Anzeiger” vom 9. Juli 1928.

1929

Der Versuch des Bezirksfeuerwehr-Vertreters Albert Lang, die FFW Lindau trotz der ablehnenden Haltung der Gemeinde Thurmansbang beim Bayerischen Landes-Feuerwehr-Verband anzumelden, scheiterte, da der Vorfall bis zum Landesbranddirektor Adolf Ecker in München gelangte, welcher wiederum die Gemeinde Thurmansbang befragte.

Anmeldung zum Bayerischen Landes-Feuerwehr-Verband.

Zwei Wochen nach einem Brand in Thurmansbang, bei dem die Gebäude des Gasthofes Maier völlig zerstört wurden, erhielt die FFW Lindau die alte Spritze der FFW Thurmansbang. Es handelte sich hierbei um eine Handdruckspritze der Firma Georg Stieber aus Nürnberg, Baujahr 1874, welche bis 1961 im Einsatz blieb.

Erste Feuerlöschmaschine der Wehr (ähnliche Abbildung).

Auszug aus dem Sitzungsprotokoll des Gemeinderats Thurmansbang vom 16. Juni 1929:

„Die aus dem Jahr 1874 stammende alte, fahrbare Spritze wird der Feuerwehr Lindau zur Verfügung gestellt. Schläuche u. a. Zubehörteile werden nicht mitgegeben, da keine vorrätig sind. An etwaigen Reparaturkosten würde nichts bezahlt; ebenso wird kein Zuschuß der Gemeinde bezahlt.”

1930

Ignaz Schmid erlitt Anfang des Jahres einen Unfall. Deshalb wurde am 19. Januar der Zimmerer Xaver Oswald aus Stieglreuth zum Kommandanten ernannt.

Kommandant Xaver Oswald aus Stieglreuth.

Vom 24. bis 26. März nahm Xaver Oswald an einem Feuerwehrführer-Ausbildungskurs in Regen teil. Gemäß der „Zeitung für Feuerlöschwesen” vom April 1930 war dieser  Kurs Pflicht für alle Kommandanten. Neben einigen wenigen praktischen Übungen lag das Hauptgewicht auf der theoretischen Ausbildung, sowohl im vorbeugenden als auch im bekämpfenden Brandschutz und auf der Gerätekunde. Der Lehrgang hatte den Zweck, tüchtige Führer heranzubilden, die ihren Aufgaben gewachsen waren und in ihre Feuerwehren den Geist der Disziplin und Manneszucht hineintrugen, zum Vorbild für die Jugend, der die militärische Ausbildung fehlte. Der Kurs kostete 22 RM und wurde von der Regierung mit 16 RM bezuschusst.

Am 15. Juni nahm die Freiwillige Feuerwehr Lindau neben 24 anderen Vereinen an der Feier des Veteranen- und Kriegervereins Thurmansbang anlässlich des 75-jährigen Bestehens teil.

Im Herbst wurde die alte, fahrbare Spritze für 20 RM repariert.

Näheres zum Gründer Ignaz Schmid …

Ignaz Schmid mit Frau Maria und den Töchtern
Maria (links) und Johanna am Dorfanger in Lindau
um 1920.
Im Hintergrund ist das spätere Kieninger-Haus zu sehen.

1931

Ein Brand vernichtete am 24. Februar das Anwesen des Gütlers Ludwig Maier in Traxenberg. Die FFW Lindau beteiligte sich mit ihrer fahrbaren Spritze, die von den Pferden des Müllers Matthias Weber gezogen wurde, an den Löscharbeiten.

Eine Spende der Innstadt-Brauerei Passau am 10. April in Höhe von 30 RM konnte einen Teil der Kosten für den Kauf von Saugschläuchen, die insgesamt rund 70 RM gekostet hatten, decken.

Am 2. Juli nahm die FFW Lindau an der Primizfeier von Franz Josef Mandlmeier aus Rabenstein teil. Die Festpredigt hielt der Stadtpfarrer von Pfarrkirchen Franz Josef Mauerer. Er war bis dahin der letzte Primiziant der Pfarrei Thurmansbang und der einzige Pfarrer, den Lindau je hervorbrachte.